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Penny, die ihn die ganze Zeit beobachtete, hatte sich ein wenig abgeregt, war jedoch immer noch sichtlich verletzt. Sie sah ihm an, dass er ungern hier zu sein schien. Sie würde ihn nicht aufhalten.
"Geh einfach, wenn du nicht hier sein willst. Geh. Ich zwing dich nicht, sie gehen alle. Ich brauch dich nicht.", sagte sie ungewohnt leise. Es kam selten vor, dass diese verletzliche Seite an ihr zum Vorschein kam wenn andere dabei waren. Doch manchmal brach es einfach so aus ihr heraus.
Lyam seufzte auf, als Penny so verletzt wirkte. Hatte sie sich denn mehr erhofft? Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, hierher zurück zu kommen. Zuhause hatte er sich nicht mit derlei Dingen herumschlagen müssen. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Überfordert? Ja, das war Lyam Watson in der Tat, auch wenn er es ungerne zugab.
"Man sieht sich", brummte er nur und schnappte sich den Käfig.
Wo er hin sollte, wusste er nicht, aber hier musste er raus. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schritt er zur Tür, zog sie auf und verschwand auf den Gang.
Tbc: Gang // Zug
Er ging wirklich. Er war also wie alle Anderen. Kein Bisschen besser als der Rest. Hatte sie sich mehr erhofft, als eine bloße Affäre? Sie wusste es nicht. Aber wenigstens als guten Freund oder sowas hätte sie ihn gerne gehabt. Gut, jetzt wusste sie wenigstens, woran sie war.
Penelope Mason war allein. Mal wieder. Wie immer. Alex war nicht da, vermutlich hatte er sie auch verlassen. Sie stand auf, zog die Vorhänge vor der Glastür zu, stellte sich ans Fenster und Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Wieso? Wieso war sie so ein schrecklicher, einsamer Mensch? Wütend schlug sie mit der Faust gegen die Fensterscheibe, was ein Fehler war, denn sie tat sich nur selber weh. Nun noch mehr weinend, weil sie Schmerzen hatte, sank sie zurück auf den Sitz, lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen.
Ich quetschte mich durch den Gang, um die nächste Abteiltür aufzureißen. Die letzten Abteile waren alle schon voll gewesen und ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, diese Zugfahrt zu sitzen. Das wäre grässlich. Ich stand nicht gerne. Stehen war so anstrengend. Und auf dem Gang sitzen war so ... urghs.
"Ist da noch frei?" fragte ich zum wiederholten Male, trat dann jedoch auf, als ich Penny erkannte. "Penny! Wie geht's dir? Wie war dein Sommer? Bulgarien war schrecklich, mein Bruder hat mal wieder alles getan, um mir mein Leben zur Hölle zu machen. Aber dafür hab ich einen neuen Comic gezeichnet, ist das nicht der Hammer?" Kurz hielt ich inne und merkte erst dann, dass Penny ungewöhnlich still war. "Alles okay?" fragte ich mit gerunzelter Stirn und stellte mich nebebn sie.
Jemand betrat das Abteil und Penny sah nicht auf. Sie erkannte Alex' Stimme und Erleichterung machte sich in ihr breit, jedoch sah sie immer noch nicht auf. Ihre Hand tat weh, vermutlich war sie blau, aber danach hatte sie noch nicht geschaut, und ihr Herz tat weh. So kitschig das auch klang.
Alex begann von seinem Sommer zu erzählen, merkte jedoch, dass etwas nicht stimmte und klang ein wenig besorgt. Penny wischte sich erneut die Tränen aus dem Gesicht, setzte sich aufrecht hin und zwang sich zu einem Lächeln. "Den Comic musst du mir unbedingt zeigen.", war alles was sie sagte. Wie froh sie doch war ihn zu sehen.
"Okay." meinte ich und ließ mich dann ihr gegenübber fallen.Ich war froh, nicht über Gefühle reden zu müssen.
"Aber er ist nicht... so gut." meinte ich dann und fuhr mir durch die Haare. Na ja, eigentlich war die Hauptfigur Gemma... wieder einmal. "Wusstest du, dass ich Zug fahren echt zum Kotzen finde? Und Bulgarien. Urgh, die Quidditchspielerfreunde meines Bruders sind so... arschig. Ich hasse Sportler." Mein Blick fiel wieder auf Penny und ich legte den Kopf schräg. "Erzähl schon, wie war dein Sommer?"
"Sei nicht so bescheiden, ich mag fast alles was du zeichnest.", wieder lächelte Penny. Alex hatte immer ein Talent dafür gehabt sie abzulenken und sie war dankbar dafür, dass er es überhaupt so lange mit ihr aushielt. Selbst ihr Vater verbrachte nur noch so wenig Zeit wie möglich mit ihr. Schon traurig. "Sportler sind wirklich schrecklich nervig.", bestätigte sie.
Er sprach sie auf ihre Ferien an und sie zuckte mit den Schultern. "Howard war mit mir in der Karibik. Beziehungsweise, wir beide waren im Grunde fast schon zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Ich hab viel am Strand rumgelegen."
"Hört sich super an." meinte ich seufzend, während ich in meiner Tasche kramte. Da war es - mein neustes Kunstwerk, in dem es um ein Mädchen, das Gemma ziemlich ähnlich sah, ging, welches plötzlich in einem Märchen - Rapunzel - aufwachte und das Durcheinander, das den Verlauf der Geschichte zu stören drohte, wieder in Ordnung bringen musste, um wieder in ihre eigene Welt zu kommen. Ich legte es auf den Tisch vor Penny ab und sah wieder auf.
"Dein Sommer war jedenfalls um Welten besser als meiner." fügte ich dann seufzend hinzu.
Penny griff sofort nach dem Comic, legte es sich auf den Schoß und begann zu lesen. Die Story gefiel ihr, das blonde Mädchen kam ihr irgendwie bekannt vor. Schon einmal hatte sie den Verdacht gehabt, dass Alex vielleicht auf Dearing stehen könnte, aber sie sprach ihn nie darauf an. Sie redeten allgemein selten über sowas wie Gefühle. Sie lenkten einander ab und das reichte.
"Wie mans nimmt. War halt recht einsam, aber sonst.", wieder zuckte sie mit den Schultern. Man konnte es schlechter treffen als sie, ja.
Ich sah Penny beim Lesen zu und kaute ein wenig auf meiner Unterlippe herum.
"Ich wäre gern einsam gewesen." meinte ich dann nachdenklich und sah aus dem Fenster. Nicht nur mein heißgeliebter Bruder war mir schrecklich auf die Nerven gefallen, sondern auch meine Schwestern. Sie waren eben typisch Mädchen. Und das im Doppelpack.
"Kannst übrigens behalten." meinte ich und nickte zu dem Comic. War eigentlich selbsterklärend. Es war noch nie anders gewesen. Ich zeichnete, erstellte dann ein zweites Exemplar, welches Penny sich dann krallte. So konnte ich wenigstens meine Vorlagen behalten.
"Wir können gerne tauschen, nächsten Sommer. Ich schenk dir meine Familie, sofort.", sagte sie trocken während sie zu Ende las. Es gefiel ihr, wie wirklich alles was er verfasste. Ihrer Meinung nach hatte er Talent und das gestand sie nun wirklich nicht jedem ein.
Doch Alex war der Beweis dafür, dass sie nicht nur die unausstehliche Göre war. Sie hatte auch ihre guten Seiten. "Wenn du irgendwann mal berühmt bist, sind die Exemplare die ich besitze bestimmt total viel wert.", stellte Penny grinsend fest. Sie hatte wirklich schon eine ganze Sammlung mit seinen Werken in ihrem Koffer verstaut.
"Wenn du mit den Twins klar kommst, gern." meinte ich auf ihr Angebot hin und grinste ein wenig. Wahrscheinlich würde Penny kurzen Prozess machen und die Sache wäre gegessen.
"Meinst du?" fragte ich etwas unsicher. "Also, es hätte schon was, berühmt zu werden. Aber... nein, ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird." Ich setzte mich in den Schneidersitz und sah wieder aus dem Fenster. Mr. Krum, wieso zeichnen sie? Sie sind doch aus einer Sportlerfamilie! - das wäre wohl alles, was man mir sagen würde. Sport, Quidditch. Pffth.
"Vermutlich würden sie in einem tragischen, mysteriösen Feuer umkommen.", entgegnete Penny mit einem leichten Schulterzucken. Ja, vermutlich würde es so enden. So sehr sie Alex auch mochte, seine Schwestern waren ihr gänzlich unsympathisch. Prinzessinnen wie sie leibten und lebten. Wobei, sie selbst war vermutlich nicht viel besser.
Die Mason legte den Kopf leicht schief, setzte sich im Schneidersitz hin, beugte sich ein wenig zu ihm hinüber und zwinkerte ihm zu. "Sag niemals nie.", sagte sie leise, lehnte sich anschließend wieder zurück und sah aus dem Fenster. "Gewitter... Wunderschön."
Ich klappte den Mund auf und wollte schon was erwidern, klappte ihn jedoch genauso schnell wieder zu. Ein Das würdest du nicht wagen, dafür liebst du mich zu sehr. würde sie garantiert nicht davon abhalten. Obwohl ich die Prinzessinnen auch ziemlich nervig fand, sie waren meine Schwestern.
Als sich Penny vorbeugte, lehnte ich mich automatisch zurück, um sie nicht versehentlich zu berühren und sie so zu verletzen. Die Paranoia würde wohl nie ganz verschwinden... und das war auch gut so. Ich wollte niemanden versehentlich umbringen.
"Nie." erwiderte ich dann grinsend und streckte ihr ziemlich unmännlich die Zunge raus. Ich sah ebenfalls aus dem Fenster und zuckte mit den Schultern. Was wohl gerade Gemma so trieb? Die war bestimmt mit Viola unterwegs... dieses Mädchen war mir äußerst suspekt...
Penny musste lachen, als er ihr die Zunge rausstreckte. "Sehr elegant, Mr. Krum.", stellte sie trocken fest, stützte den Ellbogen so gut es ging auf dem kleinen Abstand zwischen Fensterrahmen und Scheibe ab, legte das Kinn in ihre Hand und fixierte sich auf das Gewitter vor ihrer Nase.
Alles was auch nur ein Feuer auslösen konnte faszinierte sie auf eine merkwürdige Art und Weise. Wobei, vieles was Schaden anrichtete faszinierte sie. Unwetter, Erdbeben, Menschen...
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