cf: Gleis

Gemma schob die Abteiltür auf und beäugte die beiden Zweitklässler kurz, hob dann eine Augenbraue und ließ ihren Blick zu Eis gefrieren. Innerhalb weniger Sekunden waren die beiden Jungen verschwunden und Gemma drehte sich mit einem reizenden Lächeln zu Shane um.
Unschuldig grinsend ließ sie sich auf einem der Sitze am Fenster fallen und öffnete den geflochtenen Korb, zog Kasimir heraus und kraulte ihm durch sein dickes graues Fell. Während der Kater es sich in Gemmas Armen bequem machte sah die Blonde ihren besten Freund an.
"Dann lass mal hören, Shane...irgendwas Erwähnenswertes in den Ferien passiert? Mädchengeschichten oder so?", fragte sie und legte ihre langen Beine über den Sitz.

cf: Gleis

Shane schüttelte grinsend den Kopf, als die Zweitklässler an ihm vorbeigingen, um das Abteil zu verlassen. Er ließ sich Gemma gegenüber auf die Bank fallen und stand gleich wieder auf, um sein Gepäck in die Ablage zu transportieren. Während er versuchte, den langen Koffer noch reinzuzwängen, antwortete er: "Du bist das einzige Mädchen, das mir wichtig ist." Er verstaute das Gepäck endlich oben und warf ihr dann mit gespielt verführerischem Blick einen Kussmund zu. Grinsend setzte er sich wieder hin. "Bei mir ist nichts passiert. Und bei dir?"

Gemma hob kommentarlos eine geschwungene Augenbraue und formte ihre Lippen zu einem Kussmund, wandte sich dann wieder ihrem Kater zu und kraulte ihn zwischen den Ohren. "Echt nichts? Mensch, du Langweiler..."
Sie setzte Kasimir auf den Sitz neben sich und lehnte sich dann gegen die Wand des Zuges, selbst auf die Gefahr hin, dass gleich Paul durch eben diese spazieren und sie erschrecken würde.
"Weißt doch....eigentlich wie immer. Strandurlaub...Beachvolleyball....Paul hat die Barkeeperin aufgerissen....das ganz normale Drama eben."

Shane überging ihren Kommentar einfach und lachte über ihre Bemerkung über Paul. "Wo ist der Typ eigentlich?", fragte er verwundert und dachte nach. Hatte er ihn auf dem Gleis gesehen? Nein. Dann musste er entweder irgendwo versteckt gewesen sein oder schon im Zug.

"Paul? Keine Ahnung, vorhin ist er durch irgendeine Abteilwand verschwunden. Wahrscheinlich umringt von einem Haufen Mädchen."
Mit zusammengebissenen Zähnen betrachtete Gemma ihre Fingernägel. Sie hasste die Mädchen, die Paul abschleppte, jedes einzelne Mädchen verursachte eine ungemeine Eifersucht in ihr. Paul war ihr Bruder!
Und sie hatte Angst, dass sie irgendwann einmal bei ihm abgeschrieben sein würde.

"Du übertriffst sie trotzdem alle", meinte Shane ermutigend, weil er sah, dass es Gemma nach wie vor nicht gefiel, Paul mit den ganzen Mädchen zu sehen. Aber was sollte sie auch tun? War im Endeffekt seine eigene Entscheidung... Shane hatte längst damit abgeschlossen.

"Ok, hör auf mir zu schmeicheln. Das ist ja echt peinlich.", machte Gemma und warf den Kopf zurück, um auf andere Gedanken zu kommen.
"Wo steckt dieses Kind nur schon wieder?", tönte die Blonde und meinte damit niemand anderen als Viola.
Das ihre beste Freundin auch immer einen Megaauftritt hinlegen musste. Gemma grinste ein wenig bei dem Gedanken an die Filme, die sie in den Ferien schon wieder gesehen hatte. Violas Dad war schon ziemlich heiß...

"Rollt bestimmt noch den Roten Teppich aus", meinte Shane grinsend und ignorierte Gemma's Kommentar. Doch, Viola war eine ziemliche Dramaqueen, aber die Filme ihres Dads waren ja auch ziemlich gut, da verstand sich das schon. "Kind?", fragte er allerdings lachend. Immerhin war sie ein Vampir.

"Na ich hoffe mal, du nicht.", sagte Gemma trocken, grinste Viola kurz an und wartete bis sie ihren Koffer verstaut hatte, dann stand sie auf und schloss ihre beste Freundin in eine ungewöhnlich herzliche Umarmung, die nur Viola, Shane oder Paul sonst zuteil wurde.
Also eine Art Seltenheit und beinah schon ein Privileg. "Wie lange stehst du schon da draußen?", fragte sie sobald sie wieder saß und zerrte den maunzenden Kasimir auf ihren Schoß, damit Viola Platz nehmen konnte.
"Hast du auf einen besonders guten Moment gewartet, damit du eine Seemannsweisheit von dir geben kannst?"

Shane drehte sich zur Tür, als er Viola's vertraute Stimme von dort hörte und grinste sie an. Er stand auf und gab ihr eine kurze Umarmung, ehe auch er sich wieder hinsetzte. Er lachte auf Gemma's Kommentar hin, blieb allerdings selber still.

Ich erwiderte die kurze Umarmung von Shane und schloss dann meine beste Freundin in die Arme. Ich verdrehte dann - immer noch breit grinsend - die Augen. Hach, wie ich dieses Weib vermisst hatte! Gut gelaunt ließ ich mich neben ihr nieder.
"Wo denkst du hin?" fragte ich und schüttelte den Kopf. "Zu viel Verantwortung." Ich lehnte mich zurück und spielte dann an einem meiner Lederarmbänder. Darunter prangte das P, das ich mit einem verträumten Lächeln musterte. Grinsend sah ich wieder auf und lachte wieder laut auf. "Noch nicht allzu lange." meinte ich und ließ mein Armband wieder los. "Und nein, wollte ich nicht."

"Ja eben...das grenzt schon nicht mehr am Zumutbaren, dass du Kinder hast.", sagte Gemma und legte ihre Füße wieder auf den Sitz vor sich während sie ihren Kater davon abhielt schnurrend auf Viola zuzukrabbeln. Der Kater hatte - wie eigentlich alle Haustiere von Gemma- einen Narren an Viola gefressen. Entschieden platzierte Gemma den grauen Kater auf ihren Knien und hielt ihn fest.
"Also lass hören, Captain? Wie waren die Ferien?"
Ach, diese kleinen Andeutungen. Die Blonde grinste ein wenig und lehnte sich entspannt zurück.
Violas Ferien waren immer ereignisreich. Da würde es jetzt sicher was zu hören geben.

Belustigt beobachtete ich Gemmas Kater, wie er sich trotzig miauend zusammen rollte und musste es mir verkneifen, ihn zu kraulen.
"Ähm... ziemlich langweilig eigentlich." meinte ich dann und zuckte mit den Schultern. "Die Karibik ist auch nicht mehr das, was sie mal war." fügte ich hinzu, blickte kurz zu Shane und zwinkerte Gemma zu. Immer diese Anspielungen und Insider, die nur Gemma verstand, da ich so ziemlich alles über meine Vergangenheit anvertraut hatte. Die Piratengeschichten, die Kriege,... einfach alles.
"Obwohl nein... ich hab Joel wieder getroffen." meinte ich Augen verdrehend. "Und er hat wieder ein riesen Drama gemacht." Mehr als zwei Jahrhunderte waren vergangen und der Kerl kam immer noch nicht über mich hinweg. Ein ziemliches Dilemma.

"Erzähl lieber, was bei dir und Paul so abging." fragte ich neugierig und drehte mich zu ihr.